Ca. einmal im Monat treffen wir uns als Kolpingfamilie Maria Königin. Neben geselligen Anlässen steht dabei auch die Bildung in Form von Vorträgen durch eingeladene Referenten hoch im Kurs. So gab es schon viele interessante und lehrreiche Abende. Die Zusammenkunft am 8. Februar 2011 wird mir jedoch noch lange in Erinnerung bleiben. Als Referent hatte sich Herr Klaus Scholz aus Brevörde zur Verfügung gestellt, das Thema lautete “Bienenhaltung”. “Na ja”, dachte ich mir, “gibt Interessanteres, aber hörst du dir das mal an.” Es entschloß sich dann aber, nicht zuletzt Dank des lebendigen und anschaulichen Vortrages von Herrn Scholz, ein faszinierendes Thema.
Daß die Honigbiene in einem funktionierenden Staatsgebilde lebt (“Bie-nenvolk”), ist ja noch Vielen bekannt. Wie feingliedrig und ineinandergreifend dieses aber organisiert ist, hat nicht Wenige der Zuhörer in Staunen versetzt. Es gibt drei Typen von Bienen, die sich in Größe und Körperform unterscheiden. Das einzige voll entwickelte Weibchen im Volk ist die Königin. Sie ist die einzige, die Eier legt (bis zu 2.000 Stück am Tag), also Nachkommenschaft produziert. Die große Masse des Volkes wird von den Arbeiterinnen gebildet.
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Eine Arbeiterin hat im Laufe ihres kurzen Lebens (ca. 35 Tage) verschiedene Aufgaben. In den ersten Lebenstagen ist sie dafür zuständig, die Königin zu füttern und zu pflegen. Danach wird sie Wächterbiene. Sie sitzt nun am Eingang des Bienenstocks und bewacht diesen. Erst am Ende ihres Lebens hat sie die Aufgabe der Nahrungssuche, also Nektar und Pollen von den Blüten zu “ernten”. Einige besonders leistungsfähige Bienen sind dabei “Kundschafterinnen”, d. h. sie kundschaften aus, wo es die beste Nahrung gibt, kommen zurück in den Bienenstock und erstatten ihren Mitstreiterinnen Bericht. Dies tun sie durch einen speziellen Tanz, bei dem sie wie auf einer imaginären Landkarte Weg und Lage beschreiben.
Die männlichen Bienen werden als Drohnen bezeichnet. Im Gegensatz zu den Weibchen besitzen sie keinen Giftstachel. Sie haben nur eine einzige Aufgabe, nämlich sich mit der Königin zu paaren, um den Nachwuchs sicherzustellen. Die Paarung geschieht hoch in der Luft im Pflug. Der Drohn allerdings muß dabei sein Leben lassen und fällt tot von der Königin herunter. Drohnen entstehen, wenn die Königin unbefruchtete Eier legt. Nachdem die überlebenden Drohnen für die Fortpflanzung nicht mehr benötigt werden, werden sie von den Weibchen vertrieben und verhungern.
Erreicht ein Bienenvolk eine gewisse Stärke, so teilt es sich. Hierzu werden neue Königinnen aufgezogen. Etwa eine Woche, bevor diese schlüpfen, zieht ein Teil des Volkes mit der alten Königin als Schwarm aus und gründet eine neue Kolonie.
Bienen bauen Waben aus Wachs, welches sie in Form kleiner Schuppen aus den Wachsdrüsen ihrer Bauchringe ausschwitzen. In den Waben ziehen sie ihren Nachwuchs auf und lagern Honig und Pollen. Beim Honig wird unterschieden zwischen dem Blütenhonig, der aus dem Nektar von Blüten erzeugt wird, und dem Blatthonig. Letzterer wird aus Honigtau erzeugt. Dieser stammt entweder von den Sekreten lebender Pflanzen oder von Sekreten von Insekten (beispielsweise Blattläusen), die auf diesen Pflanzen leben.
Außer als Lieferant von Honig und Wachs hat die Honigbiene eine große Bedeutung als wichtigster Bestäuber von Blütenpflanzen. “Rund 80% aller Pflanzenarten sind auf eine Fremdbestäubung angewiesen und davon werden wiederum 80% durch Honigbienen bestäubt. Die weltweite Wirtschaftsleistung der Honigbienen und anderer bestäubenden Insekten ist etwa 153 Milliarden Euro wert. In Deutschland erreicht der Nutzwert der Tiere etwa vier Milliarden Euro. Damit ist die Honigbiene nach Rindern und Schweinen das drittwichtigste Nutztier. Der Nutzwert ergibt sich aus der Bestäubung der 100 wichtigsten Kulturpflanzen.” (aus wikipedia.org: “Westliche Honig-biene”)
Neben Schädlingen und diversen Krankheiten sind Bienen besonders gefährdet durch bestimmte Schädlingsbekämpfungsmittel, die von Landwirten und Gärtnern verwandt werden. Klaus Scholz beendete seinen Vortrag mit einem Appell an die Landwirtschaft, mit den Imkern zusammenzuarbeiten, da dies in beiderseitigem Interesse liegt. Aufgrund der hohen Bedeutung der Bienen für die Bestäubung der Kulturpflanzen sind gesunde Bienenvölker eine wichtige Voraussetzung für die Zukunft des Ackerbaus. Natürlich sind sie damit auch für die Zukunft unseres ökologischen Systems und damit für Gottes Schöpfung von großer Wichtigkeit. Und Respekt und Achtung vor der Schöpfung wie vor dem Schöpfer, so der erfahrene Imker, bekomme man, wenn man sich mit etwas so Großartigem wie einem Bienenvolk beschäftige.
Bleibt noch die Frage nach dem Sozialverband. Bei der Virtuosität, mit der so ein Bienenvolk aufeinander eingespielt ist, kann man sicherlich von einer Art Sozialverband sprechen, da so eine Tierart über so lange Zeit erhalten bleiben und weiterleben kann. Auf die menschliche Gesellschaft übertragen kann man meiner Meinung nach das Zusammenleben der Bienen nicht unbedingt. Oder meine Herren, sind Sie nicht mit mir der Meinung, daß es nicht gerade erstrebenswert ist, Männer, die für die Fortpflanzung nicht mehr benötigt werden, zu vertreiben und dem Verhungern preiszugeben?